Eine halbe Autostunde vom Düsseldorfer Süden entfernt liegt Bensberg, einer der 25 Stadtteile von Bergisch Gladbach. Von dem kleinen Ort mit etwa 5.000 Einwohnern aus führt der 10 Kilometer lange Bensberger Schlossweg durch Wälder vorbei an Schlössern, Denkmälern, Bauernhöfen und Bächen.
Das Rathaus und das Schloss Bensberg
Der Rundwanderweg beginnt und endet am Bensberger Rathaus, der zugleich ersten Station. Das zwischen 1964 und 1967 vom Kölner Architekten Gottfried Böhm erbaute Gebäude integriert Bauteile der im 12./13. Jahrhundert errichteten, nach dem Dreißigjährigen Krieg allerdings verfallenen Burganlage der Grafen von Berg. Böhm knüpft mit seinem Entwurf architektonisch an die Formen der alten Burg an und schafft – ähnlich wie bei seiner Wallfahrtskirche in Neviges – eine sehenswerte skulpturale Form aus Beton. Heute beherbergt der Rathausbau (als Rathaus II der Stadt Bergisch Gladbach) Teile der Stadtverwaltung sowie Konferenz- und Veranstaltungsräume. Nur wenige hundert Meter entfernt befindet sich das „neue“ Schloss Bensberg, das nächste und wahrscheinlich auch imposanteste Highlight am Weg. Die im frühen 18. Jahrhundert im Auftrag des Kurfürsten Johann Wilhelm („Jan Wellem“) von der Pfalz und seiner zweiten Frau Anna Maria Luisa von Medici erbaute Anlage wurde sogar von Goethe in seiner Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“ erwähnt; den Dichter faszinierte besonders die herrliche Aussicht vom höchsten Punkt des an einem Berghang erbauten Ortes; bei gutem Wetter kann man heutzutage in der Ferne sogar den Kölner Dom erblicken. Nach Jahrzehnten verschiedenster Nutzung beherbergt der prunkvolle Gebäudekomplex seit 1997 ein Luxushotel.
Dem Weg folgend erreichen wir nach einiger Zeit das Waldgebiet nördlich von Bensberg. An verschiedenen Stellen finden sich hier immer wieder Denkmäler und markante Punkte, deren Bedeutung durch Hinweistafeln erklärt werden. So stößt man zum Beispiel direkt am Anfang des Rundwegs auf den Französischen Friedhof für die an Typhus im Lazarett (auf dem Neuen Schloss) verstorbenen Soldaten Napoelons; wenig später gelangt man zum Kaiserlichen Friedhof für die im Kampf gegen Napoleon an Typhus verstorbenen österreichischen Soldaten. Nach dem Weg durch den Wald geht es für wenige hundert Meter entlang einer Landstraße (Lerbacher Weg); der Weg führt am Schloss Lerbach (das aber von der Straße aus schlecht einzusehen ist und aktuell auch restauriert wird – mit Einrüstung) und einigen Fachwerkhäusern vorbei bis zum Gut Lerbach, Bergisch Gladbachs erster Milchtankstelle.
Bergisch Gladbachs erste Milchtankstelle
Das ganze Jahr über können sich Besucher hier zu jeder Tageszeit frische Rohmilch zapfen. Der Liter (am Automaten) kostet 80 Cent; man muss aber nicht gleich einen ganzen Liter kaufen. Hilfreich ist es, wenn man ein eigenes Gefäß mitbringt. Ansonsten kann man auch vor Ort eine Flasche kaufen. Es gibt sogar fertig vorbereitete Flaschen mit Kakaopulver, die man nur noch mit Milch (0,5 l) auffüllen muss. Neben der frischen Milch gibt es auch Eier aus dem eigenen Hühnerstall zu kaufen. Die Hühner sind jetzt schon draußen, es gibt also auch etwas zu schauen. – Die Milchtankstelle ist auf jeden Fall ein außergewöhnliches, aber sehr interessantes Konzept; eine kurze Pause lohnt sich!
Kaltenbroich & das letzte Wegstück
Der Schlossweg führt anschließend über die Straße Oberlerbach in den kleinen Ortsteil Kaltenbroich; die vielen alten (Fachwerk-)Häuser prägen das Bild der zum Stadtteil Sand gehörigen Siedlung, die im 19. Jahrhundert besonders wegen ihrer Nähe zu den örtlichen Bergbaugruben bei Arbeitern beliebt war. Am Ortsausgang führt der Weg am Dorfbrunnen vorbei, der nach Aussagen der Dorfbewohner noch nie trocken oder im Winter zugefroren war; der Brunnen wurde noch bis 1955 (Anschluss des Dorfes an das öffentliche Wassernetz) für die Wasserversorgung genutzt. Durch einen sehr schönen Waldabschnitt gelangen wir vorbei am Naturfreundehaus Hardt, einer weiteren Einkehrmöglichkeit, an einen kleinen See. Von dort führt der Rundweg über einen etwas unebeneren Pfad entlang einer Grabungsstelle (wo sich im ersten Jahrhundert v. Chr. eine Burg mit drei Befestigungsringen befand, von der heute nur noch Spuren der Wälle zu sehen sind) nach einer guten Dreiviertelstunde wieder zurück nach Bensberg.
Solltet Ihr nach dem Rundweg Hunger haben, möchten wir an dieser Stelle noch das Restaurant „Ristorante Italia“ an der Schloßstraße 62 (zentrale Einkaufsstraße) empfehlen. Der Facebook Bewertung von 4,9 Sternen können wir uns nur anschließen; Geschmack, Portionsgröße und Service sind ausgezeichnet, die Preise maßvoll.
Zusammenfassend ist der Bensberger Schlossweg in jedem Fall einen Ausflug wert. Die abwechslungsreiche und gut markierte Wegstrecke, sowie die vielen kleinen Highlights (und natürlich Bensberg selber) machen ihn voll und ganz zu einem Thing To Do!