Zons: ein mittelalterliches Kleinod direkt vor der Haustür

„Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.“ Man findet es zum Beispiel in Zons. Die Stadt (heute Stadtteil von Dormagen) bietet reichlich historisches Flair. Nachdem der Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden Ende des 14. Jahrhunderts eine wichtige Rheinzollstelle von Neuss nach Zons verlegte und zur Sicherung des Zolls hier die Burg Friedestrom errichtete, erlebte die Stadt im 15. und 16. Jahrhundert aufgrund der starken Handelsaktivitäten eine wirtschaftliche Blüte. Etwa zeitgleich mit der Burg entstand auch die Stadtbefestigung mit zwei Toren.

Vom (gebührenpflichtigen) Parkplatz am Rhein kommend, betritt man die mittelalterliche Stadt durch das Rheintor, das links flankiert wird vom Zollhaus (Putzbau aus dem 17./18. Jh.). Dahinter erhebt sich der sechsgeschossige Rheinzollturm, der 1388 zur Überwachung der Zollgeschäfte errichtet wurde. Man sollte sich Zeit nehmen, um hinter dem Rheintor die Rheinstraße entlang zu gehen. Links verläuft die Stadtmauer mit mehreren Wachtürmen. Rechts gibt es einige sehenswerte Wohnhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert (Flyer mit detaillierten Einzelbeschreibungen). Die ältesten Häuser finden sich direkt hinter dem Tor (vor allem Nr. 3 und Nr. 5). Rechts lohnt ein Blick in die Turmstraße mit einer geschlossenen Reihe von Backsteinhäusern aus dem 18. Jahrhundert. Im weiteren Verlauf der Rheinstraße beindrucken u. a. die Nr. 16 (aus dem 18. Jahrhundert, heute Gaststätte „Altes Zollhaus“) mit reich verzierter Eingangstür sowie die Nr. 20 (repräsentativer Hof aus dem 19. Jahrhundert).

Am Ende der Rheinstraße gelangt man auf den Schlossplatz. Hier blickt man zunächst auf die Nordseite der Vorburg aus dem 14. Jahrhundert. Links liegt das gelb verputzte Herrenhaus, rechts der ehemalige Pferdestall aus Backstein. Beide Gebäude werden heute vom Kreismuseum Zons genutzt (am Wochenenden durchgehend von 11-18 Uhr geöffnet, Eintritt 4 Euro). Der Besuch ist lohnend. Zum einen erhält man einen schönen Einblick in die Innenräume der Vorburg, zum anderen verfügt das Museum über eine (kleine, aber) sehenswerte Sammlung von Zinn/Glas-Objekten des Jugendstils. Durch das Museum (oder wenn man um das Museum herumgeht) gelangt man in einen kleinen Park, der vom ehemaligen Hochschloss (mit Torturm aus dem 14. Jahrhundert) eingerahmt wird. Vom Park (oder auch vom Museum aus) hat man einen schönen Blick auf den hoch aufragenden Juddeturm (14 Jh.), benannt wahrscheinlich nach der Patrizierfamilie Judde aus Köln.

Über die Schloßstraße gelangt man (vorbei an der Nordseite des Juddeturms) rechts zur katholischen Pfarrkirche St. Martinus, erbaut 1875-78 nach Plänen von Vincenz Statz (Mitarbeiter der Kölner Dombauhütte). Hinter der Stadtmauer folgt rechts der Schweinebrunnen, geschaffen 1959 vom Düsseldorfer Bildhauer Bernhard Lohf. Der Brunnen erinnert an die Zonser „Schweinefehde“, bei der 1577 eine Schweineherde aus Zons durch Soldaten des Kölner Erzbischofs gestohlen wurde. Die realistischen Schweineskulpturen (aus Bronze) sind besonders bei Kindern sehr beliebt. Vom Schweinebrunnen führt ein kurzer Weg zur Historischen Windmühle, die 1694 aus dem südlichen Rundturm der Stadtmauer entwickelt wurde.

In der Nähe des Schweinebrunnens gibt es schöne Einkehrmöglichkeiten. Wir waren diesmal bei der neu eröffneten Filiale der Bäckerei Kraus im Gebäude der VR Bank an der Deichstraße (Nr. 6). Die Bäckerei bietet eine solide Kuchenauswahl und schöne moderne Sitzplätze. Eine Siebträgermaschine sorgt für guten Kaffee. Momentan hat die Kraus-Filiale sonntags bis in den Nachmittag hinein geöffnet.  Alternativ können wir von früheren Besuchen das Café Fadila in der Schloßstraße (Nr. 20) empfehlen. In dem kleinen (manchmal allerdings auch vollen) Café gibt es leckeren hausgemachten Kuchen.

Für den Rückweg vom Schweinebrunnen zum Rheintor folgt man in nördlicher Richtung dem begrünten Fußweg entlang der Stadtmauer, die hier noch einmal in ihrer vollen Pracht zu bewundern ist. An der nordwestlichen Ecke sieht man den Krötschenturm, in dem während der Pestzeiten Kranke untergebracht waren.

Für die Rückfahrt mit dem Auto nach Düsseldorf kann man die „schnöde“ Variante über die B 9/A 46 wählen. Oder aber man nutzt die Fähre. Sie bringt einen mit dem Auto (für 3,50 Euro inkl. Fahrer, jede weitere Person zusätzlich 1,50 Euro) nach Urdenbach. Besonders schön ist es natürlich, mit der Fähre als Radfahrer oder Fußgänger über den Rhein zu setzen. Wer etwas Zeit mitbringt, kann den Ausflug nach Zons sehr schön mit einer Wanderung (oder einer Radtour) durch die Urdenbacher Kämpe kombinieren (Wanderkarte).

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