Ein Rundgang durch Bedburg Kaster

Alt Kaster

 

In vielen Großstädten Nordrhein-Westfalens haben der Zweite Weltkrieg und ein oft zügelloser Wiederaufbau in den Jahren des Wirtschaftswunders das historische Stadtbild beschädigt und bisweilen fast zerstört. Die moderne Überformung ist in vielen Fällen bis heute mit einem Verlust der geschichtlichen Identität der Städte verbunden; ihnen fehlt der unverwechselbare, historisch gewachsene Kern. Erhalten haben sich die frühneuzeitlichen Kerne meist nur in kleineren Städten oder einzelnen Stadtteilen. Viele dieser kleineren Orte sind heute beliebte Ausflugsziele; das gilt z. B. für Kempen oder Krefeld-Linn. Die noch kleineren Ortskerne sind oft weniger bekannt; sie lohnen trotzdem einen Besuch. Vor einigen Monaten haben wir an dieser Stelle Korschenbroich-Liedberg vorgestellt. Diesmal empfehlen wir Bedburg-Kaster.

Die kleine Stadt Kaster gehörte seit dem Mittelalter zur Grafschaft (später Herzogtum) Jülich. Sie war Sitz eines großen jülischen Amtes. Bei einem schweren Brand im Jahr 1624 wurde die mittelalterliche Stadt weitgehend zerstört. Erhalten blieben allerdings die Stadtmauer und die Tore, vor allem das Agatha-Tor im Südwesten und das Erfttor im Nordosten (beide ursprünglich aus dem 14. Jh.); zur Stadtbefestigung gehört auch der Eulenturm (von 1370). Die alte Jülicher Burg wurde 1648 zerstört und ist heute nur noch als Ruine sichtbar.

Innerhalb der Stadtmauern befinden sich viele reizvolle Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Hervorzuheben sind u.a. das ehemalige Vogtshaus in der Kirchstraße 38 und einige zweigeschossige Häuser aus geschlämmtem Backstein an der Hauptstraße. Die katholische Pfarrkirche St. Georg aus dem späten 18. Jahrhundert (in der Mitte des Ortes) ist vor allem wegen des Kontrastes zwischen dem schlichtem Backsteingemäuer und der barocken (und noch gut erhaltenen) Innenausstattung sehenswert.

Für einen Rundgang durch Kaster benötigt man kaum länger als eine Stunde; den Wagen kann man gut auf dem Parkplatz an der Albert-Schweitzer-Straße (nahe Einbiegung Burgundische Straße) parken. Im Ort selbst gibt es leider nur wenig Einkehrmöglichkeiten.

Empfehlenswert ist jedoch das Café Bistro „Daniels Hof“ an der Hauptstraße (direkt hinter dem Agatha-Tor). Wir hatten hier einen leckeren Apfelkuchen, den man bei gutem Wetter direkt vor dem Haus genießen kann!

Wer den Besuch in Kaster ein wenig ausdehnen möchte, kann (direkt hinter dem Erfttor) einen Rundweg um den Kasterer See anschließen. Aber Vorsicht: Es gibt mehrere Wege und der Rundweg (als Teil des Werwolf-Wanderweges) ist nicht besonders gut beschildert. Der Kasterer See ist ein renaturiertes Braunkohlegebiet. Bis in die 1970er Jahre wurde hier noch Braunkohlebergbau betrieben. See und Umgebung sind landschaftlich ansprechend, allerdings wenig spektakulär. Leider gibt auch der Weg nur selten den Blick auf den See frei. Während mehrere Ortschaften in der Umgebung von Kaster dem Bergbau zum Opfer fielen, blieb Kaster selbst aufgrund seines geschlossenen historischen Ortskerns zum Glück vom Braunkohletagebau verschont. Eine echte Empfehlung also!

 

 

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