Verglichen mit den „Perlen“ des Bergischen Landes (z. B. Lennep, Gräfrath oder Hückeswagen), verfügt Wermelskirchen nicht (mehr) über ein geschlossenes historisches Ortsbild. Mehrere Gebäude wurden während der Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs zerstört; nach dem Krieg entstand teilweise schmucklose Alltagsarchitektur an der Seite von Bergischem Fachwerk und Schiefer. Trotzdem lohnt ein Besuch.
Wermelskirchen
Vor allem in der Eich und auf der Kölner Straße stehen einige sehenswerte Bauwerke. Dazu zählen vor allem die Bürgerhäuser (Eich 6/8) aus dem späten 18. Jahrhundert. In einem dieser Häuser lebte der Fabrikant Julius Schumacher (1827-1902), der sich als Begründer des Schlossbauvereins für den Wiederaufbau von Schluss Burg engagierte. Gegenüber den Bürgerhäusern liegt das „Hotel zur Eich“, das sich seit 1831 in Familienbesitz befindet. Am 11. August 1869 (dem Geburtstag des „Turnvaters“ Friedrich Ludwig Jahn) wurde hier der „Bergische Turngau“ (heute „Bergischer Turnverband“ in Remscheid) gegründet.
Auf dem Weg über die „Kölner Straße“ in die Eich kommt man an den beiden Hauptkirchen vorbei: Die Evangelische Stadtkirche nahe dem Markt geht in ihren Ursprüngen auf das Mittelalter zurück. Das Mauerwerk stammt aus der Zeit um 1200, die barocke Turmspitze hingegen aus dem 18. Jahrhundert. Das Kirchenschiff wurde 1838 errichtet. Die klassizistische Gestalt begegnet nicht zuletzt in der schlichten Innenausstattung mit Emporen, die durch Säulen gestützt werden. Auch die Katholische Kirche St. Michael (an der Kölner Straße) lohnt einen kurzen Blick. Die moderne Kirche wurde 1967 vom Kölner Architekten Hans Schilling erbaut, der einige bedeutende Kirchenbauten in Köln, im Rheinland und darüber hinaus entworfen hat. Interessant ist die Verbindung zwischen der neuen Kirche (die aktuell ihr 50-jähriges Bestehen feiert) und dem vorgelagerten Kirchturm, der offenbar noch vom Vorgängerbau (aus dem 19. Jahrhundert) stammt.
Das Café Wild
Als Einkehrmöglichkeit in Wermelskirchen können wir wärmstens das Café Wild empfehlen. Es wird seit 1830 von der Familie geführt und logiert seit 1891 in dem heutigen historistischen Gebäude an der Ecke Obere Remscheider Straße/Markt. Im Café gibt es eine große Auswahl hervorragender Torten. Die Zeitschrift „Der Feinschmecker“ kürte das Café 2014 zum besten in Nordrhein-Westfalen. Dementsprechend hoch ist an den Wochenenden auch der Zulauf. Es gehört ein wenig Glück dazu, im Café Wild einen Platz zu bekommen – wenn’s nicht klappt, kann man immerhin den Kuchen vor Ort mitnehmen und zuhause essen.
Ein Rundweg durch das Eifgenbachtal
Der Besuch in Wermelskirchen lässt sich ideal mit einem Spaziergang in schöner Landschaft verbinden. Reizvoll ist beispielsweise der Rundweg durch das Eifgenbachtal. Der Weg beginnt am Wanderparkplatz Eifgen (am südöstlichen Ortsausgang von Wermelskirchen; für Ortsunkundige: etwas versteckt hinter der Gaststätte/Kulturhaus „Haus Eifgen“ im Tal). Der (mit E 1) markierte Rundweg führt (nach einem kurzen Zuweg, den man auf dem Hin- und Rückweg geht) entlang beider Ufer des Eifgenbachs. Man kann entweder die große Runde machen (8 km; der Weg ist auf einem Flyer gut beschrieben) oder kürzt den Weg an der Hauptstraße L 157 bei Hinterhufe ab, indem man ein kurzes Stück der Hauptstraße (über den Bach hinweg) folgt und dann auf der anderen Uferseite direkt den Rückweg einschlägt (ca. 4 km).