Schloss Paffendorf bei Bergheim und die RWE-Ausstellung zur Braunkohlengewinnung

Schloss Paffendorf

Schloss und Park

Am Sonntag haben wir einen Ausflug an die Erft gemacht, zum Wasserschloss Paffendorf bei Bergheim. Das Schloss am Rand des Braunkohletagebaugebiets liegt idyllisch, umgeben von einem großen englischen Landschaftsgarten. Es besteht aus einer Vorburg und einem Herrenhaus. Das Herrenhaus wurde im 16. Jahrhundert (1531-46) von Wilhelm von dem Bongart, einem Jülicher Amtmann, errichtet; die Vorburg stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Das dreiflügelige Haupthaus mit zwei Ecktürmen und auch die Vorburg wurden im späten 19. Jahrhundert von August Carl Lange (der u.a. auch das Landhaus Marienburg in Monheim entworfen hat) im Auftrag der Familie von dem Bongart im neugotischen Stil umgestaltet. Schon etwas früher, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurde der Schlosspark von Maximilian Friedrich Weyhe im Stil eines Englischen Landschaftsgartens angelegt. Schloss und Park sind als Ensemble sehr sehenswert. Vom Park aus bieten sich schöne Blicke auf das Schloss. Sümpfe und kleine Seen greifen charakteristische Landschaftselemente der Erftniederung auf; darin integriert finden sich zahlreiche exotische Bäume, unter anderem Mammutbäume.

Ausstellung zur Braunkohlengewinnung

Das Schloss, 1967 von Rheinbraun erworben, nutzt RWE heute als Werbeträger. Kostenlos erhält man im Ersten Stock des Haupthauses Zugang zu einer Ausstellung über die Geschichte, Technik und Folgen der Braunkohlengewinnung in der Region. Schon seit dem 17. Jahrhundert wurde Braunkohle im Rheinischen Revier abgebaut; im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entstanden hier mehrere Brikettfabriken. Um 1900 setzte die Stromerzeugung durch Braunkohle ein. Der steigende Energiebedarf im Zuge des industriellen Wiederaufbaus und Aufschwungs nach dem Zweiten Weltkrieg führte dazu, dass auf immer größeren Flächen Braunkohle im Rheinischen Braunkohlerevier abgebaut wurde. Dabei wurden bereits mehrere Ortschaften „abgebaggert“. Diese Entwicklung wurde weiter forciert durch die Grundsatzentscheidung für Garzweiler I (1983) und Garzweiler II (1995). In diesem Gebiet (zwischen Erkelenz und Grevenbroich) schreitet der Tagebau aktuell immer weiter nach Westen fort. 2016 beschloss die rot-grüne Landesregierung vor dem Hintergrund der politisch geforderten und geförderten Energiewende eine erhebliche Verkleinerung des Garzweiler-II-Gebiets.

Aus Sicht von RWE bleibt die Braunkohle – wie es in einer aktuellen Firmenbroschüre heißt – der „wichtigste heimische Energieträger“, der auf dem Weg der „Umstellung auf Strom aus Sonne und Wind“ übergangsweise das „Fundament für den Ausbau der Erneuerbaren“ bildet. Rund 12 % des gesamtdeutschen Strombedarfs werden derzeit aus rheinischer Braunkohle gedeckt. Die Ausstellung auf Schloss Paffendorf zeigt, wie die Braunkohle mit modernster Technik abgebaut und in Kraftwerken verstromt wird. In einer eigenen Abteilung werden archäologische Funde aus dem Braunkohlegebiet präsentiert, darunter ein vergoldeter Spangenhelm aus einem fränkischen Fürstengrab (der hier allerdings nur in Kopie gezeigt wird). Ein 15-minütiger Film informiert anschaulich über die Entstehung der Braunkohle und die Abbauverfahren. Die ökologischen und sozialen Folgen des Braunkohlentagebaus werden hier und in den anderen Teilen der Ausstellung keinesfalls ausgeblendet. Sie werden allerdings recht einseitig dargestellt. Das Bild der sozialverträglichen Umsiedlung (veranschaulicht vor allem am Beispiel der Ortschaften Otzenrath und Spenrath) ignoriert die jahrzehntelangen Proteste gegen die Zerstörung gewachsener baulicher und gesellschaftlicher Strukturen. Die Darstellung der Rekultivierung als Schaffung einer neuen, „auf Dauer vielseitig und nachhaltig nutzbaren“ Landschaft unterbewertet die Bedeutung der vormals dort vorhandenen großen Waldflächen. Gerade angesichts der aktuell virulenten Diskussion über die Zukunft der Braunkohle im Rheinischen Revier wirkt es anachronistisch, dass RWE auf Schloss Paffendorf die Deutungshoheit ganz für sich beansprucht. Schön wäre es, wenn das Unternehmen sich bei der weiteren Ausgestaltung seiner (durchaus informativen!) Ausstellung stärker mit den Kritikern des Braunkohletagebaus vernetzen würde, um ein multiperspektivisches Bild vom Braunkohletagebau in der Region zu ermöglichen und vorzubereiten.

Ausflugskombinationen

Den Besuch auf Schloss Paffendorf kann man gut mit einem Ausflug ins nahe gelegene Bedburg-Kaster (7 km) verbinden. In der Umgebung von Kaster kann man sich einen guten Eindruck von der Rekultivierung der Braunkohleflächen machen. – Der Weg von Paffendorf nach Bergheim lohnt hingegen kaum. Entlang der Erft gibt es einen Fahrrad- und Fußweg, der allerdings landschaftlich nicht besonders reizvoll ist und statt der erhofften Auenlandschaft hauptsächlich Bahndammvegetation bietet. Bergheim verfügt mit seiner in weiten Teilen erhaltenen Stadtmauer und einigen historischen Gebäuden aus dem 18. und 19. Jahrhundert an der Hauptstraße (vor allem nahe des Aachener Tors) über einige sehenswerte Stellen, wirkt aber insgesamt nicht zuletzt infolge der (in vielen Städten begegnenden) Trading-Down-Effekte etwas vernachlässigt. In den nächsten Jahren soll die Innenstadt neu gestaltet werden; bis dahin trüben große Baustellen den Blick und Gang durch die Stadt.

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