Nach längerer Zeit waren wir am vergangenen Wochenende wieder einmal in Krefeld Linn (Parkmöglichkeiten an der Rheinbaben-/Hafenstraße). Früher, als die Kinder klein waren, sind wir öfters hierher gefahren, schon allein wegen des schönen Parks und dem Spielplatz mit seiner großen Holzburg. Mittlerweile sind sie jedoch groß; der noch immer schöne Spielplatz interessiert nicht mehr. Dafür haben wir jetzt Zeit und Augen für die große Burganlage, die wir früher immer nur von außen gesehen haben.
Ein Rundgang durch die Burg
Man beginnt den Rundgang durch die Burg (Eintrittskarten vorher an der Kasse kaufen!) am besten mit einem Aufstieg auf den Bergfried. Von hier aus hat man eine schöne Aussicht auf die gesamte Anlage, deren Hauptgebäude im 14. Jahrhundert entstanden sind und deren ältester Teil die Ringmauer (Baubeginn um 1200) darstellt. Im Anschluss an die Turmbesteigung kann man sich die Burgräume im Erd- und Obergeschoss ansehen. Die Räume sind nur karg ausgestattet mit wenigen Holzmöbeln. Die Burg wurde zu Beginn 18. Jahrhundert während des Spanischen Erbfolgekriegs vollständig zerstört und war seitdem nicht mehr bewohnt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Burgruine in der heutigen Form restauriert und mit Möbeln, Rüstungen und unter anderem auch einem Kanonenexponat ausgestattet. Texttafeln, Skizzen und Modelle geben Aufschluss über die Baugeschichte der Burg und die spätere Umwandlung zum Museum. Ein Raum mit Webstühlen und anderen Geräten informiert über die Leinenherstellung aus Flachs. Das alles ist sehr interessant. Allerdings würde man sich wünschen, dass die Informationen zeitgemäßer aufbereitet wären und die Ausstellung insgesamt ein klareres Profil und eine größere Stringenz hätte. Dass hier und da Möbel (z. B. Plastikstühle) in Nischen abgestellt sind, trägt auch nicht positiv zum Gesamtbild der Präsentation bei, die insgesamt in vielen Punkten noch den Charakter traditioneller Heimatmuseen besitzt. Die durchweg gut erhaltenen und wiederhergestellten Räume machen diese Mängel allerdings mehr als wett. Burg Linn vermittelt das authentische Bild einer mittelalterlichen Burganlage und ist schon deshalb unbedingt sehenswert.
Das Jagdschloss
Mit dem Kombiticket hat man neben der Burg auch noch Zugang zum Jagdschloss in der Vorburg. Das Schloss wurde im 18. Jahrhundert errichtet, im 19. Jahrhundert lebte hier der Seidenfabrikant Philip de Greiff. Viele Objekte im Schloss (Porträts, Dokumente, auch eine Stoffsammlung) zeugen noch heute von der Geschichte der Familie de Greiff. Die Räume des Schlosses sind mit Möbeln des 18. und 19. Jahrhunderts eingerichtet und geben einen guten Einblick in die Wohnkultur des gehobenen Bürgertums. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Sammlung historischer Musikinstrumente (die immer sonntags um 14 Uhr vorgeführt werden) und das Glockenspiel aus Meißener Porzellan an der Front des Hauses.
Einkehrmöglichkeit
Nach der Besichtigung von Burg und Schloss empfiehlt sich ein Abstecher zum Museumscafé des Archäologischen Museums (Rheinbabenstraße 85). Das kleine Café bietet eine Auswahl hausgemachter Blechkuchen. Der Kuchen ist lecker, die Stücke sind groß. Der Service ist auch bei großem Andrang freundlich und schnell.
Der historische Ortskern von Linn
Nach der Stärkung sollte man sich Zeit nehmen für einen Rundgang durch den historischen Ortskern. Linn verfügt über zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude aus der Zeit des 17. bis 19. Jahrhunderts. Die schönsten Häuser liegen an der Albert-Steeger-Straße und der Margaretenstraße. Sehenswert sind unter anderem das Haus des Bürgermeisters Jacob Gygel von 1706 (Margaretenstraße, Ecke Andreasmarkt), ein Fachwerkhaus aus dem frühen 17. Jahrhundert (Margaretenstraße 21), das Klostergebäude aus dem 17. Jahrhundert an der Albert-Steeger-Straße (am Andreasmarkt) und der Gebäudekomplex an der Nordseite des Andreasmarktes.
Wer will kann etwas außerhalb des Ortes noch das kleine Haus (Schloss) Greiffenhorst besuchen. Auf dem Weg dorthin kommt man an der Ecke Mauerstraße/Rheinbabenstraße am Bakenhof vorbei. Die Toreinfahrt mit dem Wappen der Familie von Heinsberg stammt noch aus dem 17. Jahrhundert; der Hof selbst wurde im 19. Jahrhundert modernisiert. Von der Rheinbabenstraße biegt man nach ca. 100 Metern rechts zum Mühlenhof ab. Von dort führt der Weg entlang des Mühlenbachs in ca. 15 Minuten zum Schloss Greiffenhort, das der Seidenfabrikant Cornelius de Greiff (Bruder von Philip de Greiff) um 1840 errichten ließ. Das kleine klassizistische Schloss ist eingebettet in einen Landschaftspark, den der Düsseldorfer Hofgartendirektor Maximilian Friedrich Weyhe entworfen hat.
du traum meiner jugend
ich kenne die burg noch ohne dächer1947
wir haben als jugendliche dort viel zeit verbracht