Eigentlich beginnt Andreas Kriegenburgs Inszenierung wie jede andere: Macheath, genannt Mackie Messer, stellt sich in seiner berühmt-berüchtigten Moritat dem Publikum als brutaler, aber gewiefter Gangster vor, der weder um Einfluss noch Bestrafung fürchten muss. Seinen Abstieg zum Todeskandidaten begleitet das Stück (mehr zur Handlung). Die Welt der Armen ist jener der Reichen nicht fern – auch wenn die literarische Vorlage der Dreigroschenoper schon fast 300 Jahre alt ist, beeindruckt die Handlung noch heute mit ihrer cleveren Darstellung von menschlichen Tragödien und Intrigen. Andreas Kriegenburg gelingt dabei der Spagat zwischen Neuem und Alten; einige der Szenen passen in ihrer Absurdität ganz ins 21. Jahrhundert, an zwei Stellen tritt Macheath aus seiner Rolle und spricht direkt zum Publikum.
Den Fokus aber belässt das Düsseldorfer Schauspielhaus auf der Musik: Zeitlos und eingängig kommen Kurt Weills Stücke daher, gespielt von einem die gesamte Dauer über in der Bühnenmitte sitzenden Orchester. Nicht umsonst wurden einige der Nummern in den 1920er Jahren zu Hits.
Im wahrsten Sinne des Wortes um die Musik herum entfaltet sich das Schauspiel. Der Zuschauer behält dabei trotz zwischenzeitlichem Trubel immer den Überblick und kann sich für die zahlreichen Wendungen und Überraschungen begeistern. Insgesamt drei Stunden (mit Pause) dauert die Aufführung. Wer sich von dem Treiben auf der Bühne mitreißen lässt (auch wenn Brecht das eigentlich nie wollte), dem wird die Zeit um einiges kürzer erscheinen.
Foto: Sandra Then
Mit bunten Kostümen, aufwändiger Schminke und detailreichen Requisiten verleiht Andreas Kriegenbrug seiner Inszenierung der Dreigroschenoper einen ganz eigenen Charme, ohne dabei jedoch die Leichtigkeit von Brechts Opernparodie zu verlieren. Weil das Stück schon länger im Schauspielhaus läuft, steht es aktuell nicht mehr ganz so oft auf dem Spielplan; drei Aufführungen gibt es noch bis Jahresende. Eine Empfehlung bleibt diese Dreigroschenoper allemal.