Nördlich von Duisburg und Moers, am unteren Niederrhein, liegt Rheinberg – eine Stadt mit reichlich historischer Bausubstanz, die heute auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblicken kann. Wir haben am Wochenende einen Ausflug dorthin unternommen und den Ortskern sowie den Stadtteil Orsoy besucht.
Rheinberg
Im Jahr 1003 erstmals in einer Urkunde erwähnt, erlebte Rheinberg eine vielfältige und wechselvolle Geschichte, die im wesentlichen durch das Erzbistum Köln geprägt war sowie durch auswärtige Besatzer (Holländer, Spanier, Preußen), die gerade im 16. und 17. Jahrhundert wechselnd Hoheit über das Territorium beanspruchten. Heute finden sich in Rheinberg Gebäude aus vielen verschiedenen Epochen, die auf dem im 13. Jahrhundert angelegten Stadtgrundriss erbaut wurden. Teile der den historischen Kern umgebenden Stadtbefestigung (ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert) sind noch immer gut zu erkennen. Gerade der noch zu 90% in erhaltene ehemalige Wallgraben sticht hier als einzig erhaltene Anlage dieser Art in ganz Nordrhein-Westfalen hervor. Nach zwischenzeitlichem Bedeutungsverlust im 18. und 19. Jahrhundert, blühte die Stadt ab 1904 mit Eröffnung der Eisenbahnlinie Duisburg-Rheinberg-Kleve als Industriestandort wieder auf. Viele der Gebäude stammen aus dieser Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, eine bebilderte Liste aller Denkmäler findet sich in der Wikipedia.
Um einen Überblick über alle wichtigen Baudenkmäler in Form eines kleinen Stadtrundgangs zu erhalten, empfehlen wir den vom Heimatverein Rheinberg e. V. angelegten „historischen Spaziergang“. Man kann den Stadtrundgang auch gut auf eigene Faust machen. Besondere Beachtung verdient die Pfarrkirche St. Peter, die erstmals im Jahr 1106 erwähnt und dann über verschiedene Epochen hinweg erweitert, umgebaut und (insbesondere nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg) restauriert wurde. Die Kirche steht unübersehbar am Rande des relativ großen Marktplatzes. Sehenswert sind ebenfalls die „Alte Kellnerei“ (Innenwall 104), die nach ihrer Nutzung als Speicher und Wohnsitz (des Schlosskellners) heute die Musikschule beherbergt, sowie das Alte Rathaus (Großer Markt), ein mit einem Treppentürmchen verzierter dreigeschossiger Backsteinbau aus dem Jahre 1449, dessen heutiges Aussehen durch Umbauten im 19. Jahrhundert geprägt ist, und das Palais Underberg (Fischmarkt 1), das 1878-80 als Werksteinbau nach dem Vorbild der französischen Renaissance von E.Giese errichtet wurde.
Orsoy
Orsoy, das vermutlich 1273 schon zur Stadt erhoben und 1975 eingemeindet wurde, stellt trotz der Zugehörigkeit zu Rheinberg einen eigenen sehenswerten Ort dar. Kombiniert mit einem kleinen Spaziergang am Rheinufer, kann der von der Stadt bereitgestellte historische Stadtrundgang auch als eigener Ausflug dienen. Seine Blütezeit erlebte der kleine Ort mit heute etwa 4.000 Einwohnern im 18. und 19. Jahrhundert, wo er von der Tuchmacherei und Tabakfabrikation profitierte. Obwohl viele der Gebäude der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zum Opfer vielen, finden sich einige interessante und ansehnliche Baudenkmäler. Besondere Aufmerksamkeit sollte den beiden Kirchen (Pfarrkirche St. Nikolaus aus dem 19. Jahrhundert und Ev. Kirche, um 1540 erbaut), den noch erhaltenen Teilen der Stadtbefestigung (vor allem Südwall und Pulverturm aus dem 16. Jh.), sowie einigen Wohnbauten (z. B. Fährstraße 16, sog. Präparandie, größtes Bürgerhaus in Orsoy aus dem 18. Jh.) und dem ehemaligen Rathaus an der Kuhstraße (aus dem Anfang des 17. Jahrhundert) gelten. Nicht zu übersehen ist außerdem das Deichtor an der Fährstraße, ein schlichter Bau aus Ziegelblöcken, der 1937 nach Plänen des Düsseldorfer Architektenbüro Helmut Hentrich & Hans Heuser errichtet wurde; Hentrich entwarf nach dem Krieg u. a. das Dreischeibenhauses in Düsseldorf (1957/ 1960).
Einkehren
Sowohl in Orsoy als auch in Rheinberg selbst gibt es zahlreiche Möglichkeiten einzukehren. Empfehlen können wir das Café Sahnehäubchen (Gelderstraße 48), das mit antikem Holz-Ambiente und gutem Kaffee und Kuchen überzeugt.
Zusammenfassend lohnt sich der Besuch in Rheinberg (und Orsoy) gerade aufgrund der vielen noch erhaltenen historischen Gebäude. Die von der Stadt zur Verfügung gestellten Stadtrundgänge erleichtern die Orientierung und machen auf alles Sehenswerte aufmerksam. Für den Ausflug (Rheinberg und Orsoy) sollte man ca. drei Stunden (inklusive Einkehren im „Café Sahnehäubchen“) einrechnen.