Unterwegs in der „fahrradfreundlichen“ Stadt Düsseldorf – Ein Test auf der Strecke Holthausen-Pempelfort

Düsseldorf Fahrradfahren

Vor einigen Wochen habe ich mir ein gebrauchtes Tourenrad gekauft. Das Rad (Motobecane „Super Tour“) dürfte etwa 40 Jahre auf dem Buckel haben. Die Reifen, Bremsen sowie einen Schaltzug habe ich erneuert; die fehlende vordere Schutzblechhalterung habe ich durch eine Gewindestange ersetzt (Tipp aus dem Internet). Nun setze ich das Rad nicht nur in der Freizeit für Touren entlang des Rheins ein, sondern zunehmend auch als Verkehrsmittel zur Fortbewegung in der Stadt.

Vor kurzem bin ich mit dem Fahrrad von Düsseldorf-Holthausen zum Marienhospital nach Pempelfort gefahren. Ich wollte das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und erhoffte mir eine entspannte Fahrt vom Süden in den Norden der Stadt. Leider wurde meine Hoffnung nur zum Teil erfüllt. Am Ende bin ich zwar angekommen, hatte mich bewegt und war (am Wochenende) sogar etwas schneller unterwegs als mit der U- und Straßenbahn. Die Radstrecke war aber nicht durchgehend ein Vergnügen. Dabei fing alles eigentlich schön an: Parallel zur Münchener Straße (Schnellstraße) verläuft ein breiter Radweg, der, getrennt vom Autoverkehr, bis fast zur Uni-Klinik führt. Ab hier verliert sich der Radweg dann mehr und mehr. Immer wieder (vor allem an der Kreuzung Himmelgeister Straße/Kopernikusstraße) wird man als Radfahrer auf die Straße gezwungen, in die direkte Nachbarschaft von Autos und Straßenbahnschienen. Auf der Heresbachstraße gibt es dann wieder einen echten Radweg, der allerdings nach ca. 200 Metern recht unvermittelt (nämlich rechtwinklig zwischen parkenden Autos) links abbiegt in die Esmarchstraße (ohne Radweg). An der folgenden Kreuzung Weberstraße/Bilker Allee zeigt sich ein häufiges Problem in Düsseldorf: Die Fahrradspur ist farblich nicht markiert, so dass man als Neuling etwas suchen oder raten muss, wie es weitergeht. Eine Beschilderung ist zwar in der Regel vorhanden, aber sie ist nicht immer verständlich; manchmal sind die Schilder auch schlichtweg zu klein oder versteckt angebracht. Von Bilk aus geht es über die Talstraße in die Innenstadt. Die Idee ist eigentlich gut, denn die Talstraße (Einbahnstraße) ist schwach befahren und bietet Platz für Räder. Allerdings führt der Radweg stadteinwärts über den Bürgersteig, eng vorbei an Hauseingängen und Einfahrten. Die Markierung ist bereits stark ausgeblichen, so dass der Fahrradweg von Fußgängern kaum als solcher wahrgenommen wird; entsprechend häufig ergeben sich Konflikte, gerade im letzten Teil des Weges im Übergang Talstraße/Königsallee. An dieser Stelle fehlt übrigens jede nachvollziehbare Wegführung für Fahrräder. Mühsam muss man sich mit Fußgängern über die Ampeln quälen; es gibt keine vernünftige Möglichkeit, um mit dem Fahrrad die Graf-Adolf-Straße zu überqueren. Der Kö-Radweg selbst befindet sich in wunderbarer Lage, ist aber wegen der Fußgängerströme kaum effektiv nutzbar. Am Besten fährt man hier im Schritttempo, andernfalls drohen Unfälle. Hier muss dringend eine funktionierende Separierung zwischen Radfahrern und Fußgängern geschaffen werden. Die Krönung der Missstände erlebt man beim Übergang von der Kö in den Hofgarten. Ich frage mich ernsthaft, ob bei der Planung des Kö-Bogens der Radverkehr überhaupt mitgedacht wurde. Ein Fahrradweg ist jedenfalls (bislang) nicht beschildert und so muss man sich irgendwie nach Gefühl durchschlagen. Optischer Orientierungspunkt für die Einfahrt in den Hofgarten ist das Steigenberger Hotel.

Im Hofgarten selbst ist das Fahrradfahren erlaubt. Für welche Wege diese Erlaubnis gilt, weiß ich nicht. Die starke Spaziergängerfrequenz (gerade jetzt im Frühling/Sommer) macht es äußerst schwierig, mit dem Fahrrad einigermaßen zügig voranzukommen. Wenn man den Hofgarten nordöstlich an der Sternstraße verlässt, sind es nur noch wenige hundert Meter bis zum Marienhospital. Für diese kurze Strecke gibt es keinen eigenen Radweg. Man kann auf der Sternstraße fahren, muss aber wegen der Straßenbahnschienen auch hier aufpassen. Vor dem Krankenhaus warten Fahrradständer, die zwar etwas in die Jahre gekommen sind, aber immerhin eine sichere Abstellmöglichkeit bieten.

Für meine Fahrt zum Marienhospital habe ich (mit Ausnahme der letzten 200 Meter) durchgehend Radwege genutzt, die auf dem Fahrradstadtplan des ADFC als solche ausgewiesen sind. Der Plan ist von 2012, eine neue Auflage gibt es nicht. Dafür kann man sich auf den Seiten der Stadt Düsseldorf einen Fahrradnetzplan herunterladen (den Plan gibt es kostenlos auch in gedruckter Fassung), der ebenfalls alle von mir genutzten Wege als Radwege ausweist.

Die meisten dieser Wege sind eher notdürftig und lieblos von bestehenden Auto- oder Fußgängerflächen abgezweigt. Beschilderungen und Markierungen sind in der Regel vorhanden, die Wartung der Wege könnte aber deutlich besser sein. Die Stadt Düsseldorf ist m. E. gut beraten, für den Fahrradverkehr in der Stadt zukünftig mehr zu tun. Der Trend zum Radfahren wird weiter anhalten und sich genauso wie der allgemeine Trend zu einer nachhaltigen und ökologisch verantwortlichen Lebensweise in den kommenden Jahren eher noch verstärken. Auf meinen Fahrten bin ich selbst in der Innenstadt und bei nur mäßigem Wetter vielen Radfahrern begegnet. Es ist sicherlich nicht verkehrt, das Radfahren in Düsseldorf auch durch digitale Angebote zu bewerben und attraktiver zu gestalten. Die neue Radschlag-App der Stadt (mit Fahrradnavigator) ist dafür ein gutes Beispiel. Ich glaube allerdings, dass aktuell die Verbesserung der realen Infrastruktur wichtiger ist als der Ausbau der digitalen. Die Stadt sollte deshalb das Geld vorrangig in die Erneuerung und Erweiterung des Radwegenetzes stecken. Dann (aber auch nur dann) wird Fahrradfahren auch abseits der touristischen Hauptrouten zu einem echten „Thing to Do“ in Düsseldorf.

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