Ein Besuch im neuen alten Aquazoo

Keine Frage: Ein Besuch im Aquazoo lohnt sich immer. Es macht Spass, die großen Meerwasseraquarien mit den farbenfrohen Fischen und Korallen anzusehen. Gleiches gilt für die agilen Pinguine und die trägen, aber imposanten Krokodile. Und natürlich beeindruckt auch der Schwarzspitzen-Riffhai im Großbecken. Vor allem für Kinder sind die vielen Fische in den liebevoll eingerichteten Aquarien zweifellos die Hauptattraktion im Aquazoo.

Aber der Anspruch des Aquazoos geht weiter. Der Zoo setzt nicht nur auf ein Unterhaltungs-, sondern auch auf ein Informationsangebot.  Der Rundgang ist deshalb auch didaktisch angelegt. Er folgt der evolutionären Entwicklung der Lebewesen im Wasser. Er beginnt dabei mit den einfachen Einzellern (Pantoffeltierchen), widmet sich anschließend den Lebewesen im Meer, bevor es zur Besiedlung der Süßgewässers und schließlich zum Landgang der Fische geht (Amphibien). Dieser Erzählstrang wird prägnant und anschaulich herausgearbeitet. Für kleinere Kinder, die sich (noch) nicht mit den Texttafeln beschäftigen können oder wollen, gibt es kurze animierte Filme, in denen Fred der Schlammspringer im Dialog mit dem Naturforscher Theodor Löbbecke (dem Namensgeber des Museums) wichtige Stationen auf dem evolutionären Weg der Fische erläutert. Ergänzend zu dieser evolutionsgeschichtlichen Perspektive wurde an vielen Stellen der Ausstellung Themen des Umweltschutzes aufgegriffen – das ist wichtig. Viele Textbeiträge klären über den Eingriff des Menschen in die Natur auf und regen zum Überdenken der alltäglichen Praxis an (z. B. mit kritischen Anmerkungen zu den Dimensionen Fischfang). Diese Ergänzung zur Ausstellung war dringend notwendig; manchmal allerdings hätte ich mich gefreut, wenn der Umweltschutz noch deutlicher als eigener Erzählstrang in der Ausstellung herausgearbeitet worden wäre.

Wer den Aquazoo noch aus der Zeit vor dem Umbau kennt, merkt schnell, dass die Neugestaltung auf alten Strukturen aufbaut und teilweise auch altes Inventar nachnutzt. Das ist natürlich vertretbar, solange die alte Einrichtung sinnvoll und praktisch ist. Dass man aber zum Beispiel, wenn man etwas über die einzelnen Tiere in den Aquarien und Terrarien erfahren will, per Knopfdruck eine Art Leuchtkasten anschalten muss, wirkte auf mich schon vor Jahren antiquiert. Hier bietet moderne Ausstellungstechnik elegantere und intuitivere Lösungen. Überhaupt werden die Möglichkeiten moderner (Medien-)Technik im Aquazoo nur sehr zurückhaltend genutzt. Mit Hilfe eines schlüssigen Medienkonzepts könnte die Ausstellung mehr erreichen; zum Beispiel auch eine gestaffelte Informationstiefe. Gerade wer mit Kindern unterwegs ist, hat oft nur begrenzte Zeit für die Lektüre der Texte. Ein Ausstellungskonzept, das klar zwischen Basis- und Ergänzungsinformationen differenziert, hätte stärker auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen Benutzergruppen eingehen können. Bei einer internationalen Stadt wie Düsseldorf hätte ich auch Texte in englischer Übersetzung erwartet. Immerhin gibt es die Audioguides auch in Englisch (natürlich auch in Deutsch und in einfacher Sprache).

Etwas mehr Innovation hätte man sich schließlich auch bei den Mitmachstationen gewünscht. Gut ist, dass es solche Stationen gibt. So können Kinder beispielsweise verschiedene Tiere unter dem Mikroskop betrachten oder sich mithilfe eines Monokels einen Eindruck davon verschaffen, wie Insekten mit ihren Facettenaugen die Welt sehen. Leider gibt es nicht allzu viele Mitmachstationen; und auch nicht alle Stationen sind wirklich attraktiv. Andere Museen (z. B. das Haus Ruhrnatur in Mülheim) gehen den Weg zum Mitmachmuseum weitaus konsequenter. Angesichts der Tatsache, dass die meisten Besucher Kinder sind, hätte man im Aquazoo mehr Gelegenheiten zur Interaktion gewünscht.

Fazit

Der Aquazoo ist trotz konzeptioneller Schwächen ein spannendes und informatives Museum. Manchmal hat man den Eindruck, dass die Sanierung der Aquarien und Terrarien so viel Geld gekostet hat, dass für die Ausstellung nicht mehr ganz so viel übrig blieb. Vielleicht ist diese Prioritätensetzung aber auch richtig gewesen. Denn die Aquarien sind die Hauptattraktion des Museums; sie waren es schon immer. Und wenn man ehrlich ist, dann sind die vielen Hintergrundinformationen sowieso vor allem etwas für Besucherinnen und Besucher, die zum dritten oder vierten Mal kommen. Sie werden mit Sicherheit bei jedem neuen Besuch im Aquazoo auch noch Neues lernen. Und die vielen Tiere kann man sich sowieso gar nicht oft genug ansehen – erst recht nicht bei dem moderaten Eintrittspreis (9 Euro für Erwachsene, 5 Euro für Kinder; für 18 Euro gibt es eine Familienkarte für Eltern/Großeltern mit allen Kindern bzw. Enkeln).

Zwei praktische Tipps noch: 1. Der Aquazoo ist noch immer – auch zwei Jahre nach dem Umbau – sehr gut besucht, vor allem am Wochenende (und erst recht, wenn das Wochenende verregnet ist). Wer sich lange Warteschlangen sparen will, sollte früh kommen. Wir waren an einem Sonntag um 11.30 Uhr am Museum und mussten nicht warten. Als wir gegen 14 Uhr das Museum verließen, stand eine lange Schlange Wartender vor dem Eingang. – 2. Der Aquazoo verfügt selbst über kein Café o. ä. (warum eigentlich nicht?). Man kann natürlich das Café nebenan im Nordpark nutzen. Aber es gibt in der weiteren Umgebung (vielleicht) attraktivere Alternativen. Mit der U-Bahn erreicht man z. B. in zwei Stationen (Victoriaplatz/Klever Straße, von dort ca. 7 min Fußweg) das Restaurant/Café Saffran‘s in Pempelfort (Collenbachstraße 21). Das Restaurant gibt es schon ewig. Es bietet klassische gutbürgerliche (Brauhaus-)Küche, daneben aber auch leckere Salate. Die Qualität ist super; gleiches gilt für das Preis-Leistungs-Verhältnis und den freundlichen Service.

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